Chemikalien in Textilfarben

 

Bereits in unserem vorangegangenen Artikel haben wir über die Chemikalien in der Textilindustrie informiert. Dass Chemikalien nicht nur als Weichmacher in Kleidung stecken, sondern auch im Färbungsprozess eine große Rolle spielen, wollen wir in diesem Artikel genauer beleuchten. Welche Chemikalien finden sich in Textilfarben wieder? Wie kann man dagegen vorgehen? Und welche Prüfsiegel helfen Konsumenten bei der Orientierung? Wir haben uns all diese Fragen einmal genauer angesehen.

Hunderte Chemikalien in Textilfarbe

Der „Schwarze Peter“ unter den Textilfarben ist – Tatsache – die Farbe Schwarz. Über 400 Chemikalien finden sich allein in dieser einen Textilfarbe, was sie zu der am stärksten belasteten Farbe überhaupt macht. Selbst nach dem ersten Waschgang finden sich noch viele schädliche Chemikalien in schwarzen Kleidungsstücken wieder. Aber auch in anderen Textilfarben schwirren Hunderte toxischer Stoffe herum, die, dank mangelnder Richtlinien, auf den Etiketten undeklariert bleiben dürfen.

Obwohl die Liste der Chemikalien endlos ist, lässt sie sich doch auf einige besonders schwere Übeltäter herunter brechen. Azofarbstoffe sind in der Textilbranche besonders weit verbreitet und stehen unter anderem im Verdacht bei Hautkontakt krebserregend zu sein. Dankbarerweise sind Azofarbstoffe in der EU mittlerweile verboten, sofern ein Kleidungsstück direkt auf der Haut getragen wird. Phthalate werden unter anderem als Weichmacher in Druckfarben verwendet und können bei Tieren und Menschen die Entwicklung der Geschlechtsorgane beeinflussen. Obwohl viele Phthalate 2015 von der EU verboten wurden, landen noch immer viele Kleidungsstücke mit der schädlichen Chemikalie in den Regalen.

Auch die berühmt berüchtigten Schwermetalle finden sich in der Farbe auf unseren Kleidern wieder. Während Metalle wie Blei und Kupfer das Nervensystem schädigen, können Chrom, Quecksilber und Kadmium nachweislich Krebs erregen. Auch für den Einsatz von Schwermetallen gibt es innerhalb der EU Auflagen, sodass man zumindest hier einigermaßen sicher sein kann. Entwarnung gibt es dennoch nicht! Noch immer sind viele Textilien stark toxisch belastet und auch nach dem Waschgang gesundheitsschädlich.

Chemikalien schaden Mensch und Umwelt

Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Die Modefarben der Saison erkennt man an den Farben der Flüsse“. Allein das sagt viel über eine Industrie, die für gut ein Drittel der weltweit verwendeten Chemikalien verantwortlich ist. Hochtoxische Chemikalien gelangen ins Grundwasser und setzen sich in Flora und Fauna fest. Auch wir selbst geraten mit den schädlichen Mitteln in Kontakt, indem wir sie direkt auf der Haut tragen. Nur ein minimaler Anteil aller auf dem Markt verfügbaren Chemikalien ist für den Hautkontakt unbedenklich. Der Rest ist entweder allergieauslösend, kann Krebs begünstigen oder unser Erbgut verändern.

Indem wir neue Klamotten vor dem ersten Tragen waschen, können wir immerhin für uns die Gefahr schädlicher Chemikalien auf der Haut verringern. Doch mit jedem erworbenen Kleidungsstück nehmen Konsumenten auch das Leid von Umwelt und Arbeitern in Kauf. Diese geraten in den Fabriken nämlich direkt mit den toxischen Stoffen in Kontakt – oftmals ohne die notwendige Schutzkleidung, was für die Gesundheit dramatische Folgen hat. Außerdem gelangen die Abwässer der großen Textilfabriken vielerorts ungefiltert in Flüsse und Seen, weshalb auch das chinesische Sprichwort keine Übertreibung ist. In vielen Flüssen Asiens, insbesondere Chinas, ist die Fauna aufgrund der mangelhaften Umweltschutzgesetze so gut wie ausgestorben.

Produktsiegel für giftfreie Kleidung

Da Giftstoffe in Kleidung nicht auf dem Etikett deklariert werden müssen, erleichtern allein entsprechende Prüfsiegel die Orientierung. Doch obwohl es eine Vielzahl an Siegeln gibt, die Kleidung auf ihre Giftstoffdichte prüfen, sind auch diese nicht immer verlässlich. Greenpeace hat daher einen Ratgeber herausgebracht, der die einzelnen Testsiegel genauer unter die Lupe nimmt und noch einmal einer externen Prüfung unterzieht. Am besten schneiden dabei das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN Best) und der Global Organic Textile Standard (GOTS) ab, mit dem auch unsere Arbeitskleidung zertifiziert ist.

Obwohl sich bereits viele Labels dazu bereit erklärt haben bis 2020 auf einen Großteil der bedenklichen Schadstoffe in ihrer Kleidung zu verzichten, ist dies nur ein Teil der Lösung. Insbesondere Outdoorhersteller weigern sich, komplett auf die Verwendung der giftigen Substanzen zu verzichten. Wer konsequent sein will, sollte entweder auf Nachhaltigkeit setzen und in Second Hand Mode investieren oder von Fair Fashion Labels mit entsprechender Siegelkennzeichnung kaufen. Das ist nicht nur gut für Umwelt und Arbeiter, sondern auch für unsere eigene Gesundheit.

 

Quellen:

https://www.greenpeace.de/presse/presseerklaerungen/giftfreie-mode-greenpeace-prueft-textilsiegel-0

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/chemie-abitur/artikel/faerbeverfahren

https://www.welt.de/gesundheit/article13673320/Gefaehrlicher-Chemikalien-Cocktail-in-Textilien.html

http://www1.wdr.de/fernsehen/quarks/sendungen/menschkleidung106.html

https://utopia.de/ratgeber/schadstoffe-textilien/